3.4 Hypothesen zur Entstehung
(© 2001/2004 Michel
Hepp)
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Hintergrundbild 3.400
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Alle Primaten, bis auf den Mensch, sind
mehr oder weniger Vierbeiner, und das aus gutem Grund. Zweibeinigkeit macht
langsamer, unbeweglicher und erheblich ungeschickter beim Klettern auf Bäumen,
auf denen schließlich wichtige Nahrung wie Früchte und ähnliches
wächst. Wie kam es, dass irgendwann vor 7 bis 5 Millionen Jahren sich
in unserem Stammbaum die Zweibeinigkeit als erstes menschliches Merkmal
entwickelte? Vor etwa 5 bis 6 Millionen Jahren änderten sich die klimatischen Bedingungen. Es wurde kälter und trockener. Besonders im Osten Afrikas, jenseits des großen Grabenbruchs, verschwanden die großen Regenwälder und Savannen breiteten sich aus. Aus diesem Zeitraum stammen auch die ältesten Fossilien, die Merkmale eines aufrechten Ganges zeigen. War die Ausbreitung der Savanne und die damit neu entstandene Nische Savanne die Ursache für die Evolution des aufrechten Ganges? Welche Vorteile bietet ein aufrechter Gang in der Savanne? Gab es auch schon Vorteile für Zweibeiner im Wald? Zur Klärung dieser Fragen wurden einige Vermutungen formuliert, die mehr oder weniger einleuchten. Beurteilen Sie selbst. |
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3.401
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Savannenübersichtshypothese | |
Ziesel |
Vormenschen (Australopithecinen) waren relativ klein. In einer Landschaft mit hohem Gras konnten sie ihre Feinde erst relativ spät sehen. Bei einer aufrechten, zweibeinigen Fortbewegung hatten sie bessere Chancen, sich rechtzeitig auf einen Baum zu retten oder sich sonstwie in Sicherheit zu bringen. |
Kühlerhypothese | |
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Ein weiteres Problem des Lebensraums Savanne könnte die im Vergleich zum Wald vermehrte Sonneneinstrahlung gewesen sein. Der Körper, insbesondere das Gehirn, darf nicht überhitzen. Durch eine aufrechte Fortbewegungsweise wird die der Sonne um die Mittagszeit ausgesetzte Körperfläche deutlich verringert. Der Körper hat mehr Abstand zum ebenfalls Wärme abstrahlenden Boden und kann zusätzlich durch Wind besser gekühlt werden. In diesem Zusammenhang wurde vielleicht auch das Schwitzen "erfunden", was ja unsere Menschaffenverwandte nicht beherrschen. |
Energieeffizienzhypothese | |
Die frühen Vormenschen waren wahrscheinlich,
wie die heutigen Menschenaffen, in erster Linie Fruchtfresser mit einem
vielfältigen Speiseplan. Früchte tragende Bäume und andere
spezifische Nahrungsangebote waren aber in der entstehenden Savanne zunehmend
großflächiger verstreut. Eine verbesserte Mobilität war
die Folge. Messungen haben ergeben, dass Menschen mit dem zweibeinigen Gang
bei nicht maximaler Geschwindigkeit etwa doppelt so lange Strecken zurücklegen
können wie vierfüßige Schimpansen. Der Mensch wurde zum
Ausdauerläufer. Diese Ursache wird auch für die aufrechte Fortbewegung von Känguruhs diskutiert. |
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Wasserwathypothese | |
Eine ganz eigenwillige Hypothese über
die Vorteile eines aufrechten Ganges äußerte am 13.3.2001
im Schwäbischen Tagblatt Tübingen Professor Carsten Niemitz aus Berlin: Er vermutet, dass die Uferzone von Flüssen die Hauptnahrungsquelle für tierische Proteine darstellte. "Für einen watenden Affen oder Vormenschen am Ufer sind lange Beine von großem Vorteil. Sie bieten weniger Fließwiderstand als der breite Körper und sie lassen mehr vom Körper aus dem Wasser herausschauen. Dadurch wird das Gewicht auf den Füßen erhöht und das sonst zu 'schwebende' Gehen erleichtert." |
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Nahrungstransport-Sozial-Hypothese | |
Bei zweibeiniger Fortbewegung werden die
Vorderextremitäten funktionslos und können neue Aufgaben übernehmen.
Es ist so z.B. wesentlich besser möglich, Nahrung zu sammeln, zu tragen
und anderen Familienmitgliedern zu bringen. Bei Menschenaffen findet man
dieses Verhalten nicht. C. O. Lovejoy stellt einen ganzen Komplex von angepassten Verhaltensänderungen als Folge der neuen Möglichkeiten des aufrechten Ganges auf. Familiäre Strukturen entstehen einhergehend mit weitgehender Monogamie beider Elternteile, die sich gemeinsam um den Nachwuchs kümmern. Der Mann schafft Nahrung aus einem weiteren Umkreis herbei, sodass die Mutter jeden Säugling besser nähren und beschützen kann und auch (insbesondere im Vergleich mit den großen Menschenaffen) mehr Kinder gebären kann. Die Frauen sind wegen der Kinder stärker ortsgebunden und sammeln Nahrung in der näheren Umgebung. |
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Werkzeughypothese | |
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Die frei gewordenen Hände können besser Werkzeuge mittragen oder auch herstellen. Allerdings gibt es bis jetzt keine Anzeichen dafür, dass Australopithecinen im Vergleich zu Menschenaffen deutlich mehr Werkzeuge gebraucht oder gar hergestellt haben. |
Hohe-Beeren-Hypothese | |
Meave Leaky vermutet eine andere Ursache für die
Zweibeinigkeit. In der entstehenden Savanne waren Büsche und Bäume
und damit die Futterquellen für "Früchteesser" weiter auseinander stehend.
Beeren an höheren Büschen waren für Vierbeiner schlechter
zu erreichen. Das ist auch der Grund, warum die Gerenuk-Gazelle sich beim
Fressen auf die Hinterbeine stellen kann (siehe Bild links 3.405)
und damit auch höhere Beeren und Blätter erreicht. Vielleicht gab es für unsere Vorfahren ähnliche Gründe? |
Überlegen Sie sich, welche Hypothese Ihnen am ehesten einleuchtet. Setzen Sie die Hypothesen in eine Reihenfolge von besonders einleuchtend nach weniger einleuchtend. Ihr Ergebnis wird danach nicht überprüft, sondern stellt Ihre persönliche Einschätzung dar. |
besonders einleuchtend
Lange Zeit ging man davon aus, dass sich der aufrechte
Gang im Zusammenhang mit der Besiedelung der Savanne entwickelt hatte. Neuere
Funde deuten aber darauf hin, dass die ältesten Zweibeiner noch
im Wald gelebt haben könnten.
Die meisten Hypothesen nennen Gründe, die sich erst später, bei der Besiedelung der Savanne, zu einem Vorteil entwickelten. Solche "Voranpassungen" nennt man "Präadaptationen". Sie stellen aber keine plausible Begründung für die Entwicklung des aufrechten Ganges dar. |
Kreuzen
Sie jetzt aber diejenigen Hypothesen an, die erklären, dass aufrecht
gehende Hominiden schon im Wald einen Vorteil von dieser Art der Fortbewegung
hatten: (2 richtige Antworten werden erwartet) |
Bearbeiten Sie einen Lückentext, den Sie dann als Zusammenfassung ausdrucken können. |
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